GfPMagazin Dezember 2014


Themenauswahl:

Leitthema:Entweder digitales Logistik Business oder gar kein Business!
Thema:Die Luftfahrt fordert den Leichtbau
Thema:Ein Ausbildungskonzept für die Einführung eines Lean Produktionssystems im Mittelstand in China
Standortberichte:Ungarn: Betriebsmittelhersteller wechselt von Stahl zu Aluminium für die Lean Production
Thema:Produktentstehungsprozess bei Carl Zeiss Messtechnik
Kongressberichte:Ist der Einkauf noch relevant?
Kongressberichte:Digitale Fabrik@Produktion



Leitthema:

Entweder digitales Logistik Business oder gar kein Business!
Prof. Dr.-Ing- Nicolas P. Sokianos

Diese provokative These äußerte sehr eindringlich beim diesjährigen Logistik Kongress der Bundesvereinigung für Logistik (BVL) der Chef der Deutschen Post, DHL. Sie bezog sich auf die mittelbare Zukunft, es war keine Szenario-Projektion für 2050.
Mag die Aussage etwas befremdlich klingen, sie hat voll ihre Berechtigung. Die digitale Welt beschleunigt den Markteintritt von neuen entsprechend gerüsteten "Playern" und verdrängt gleichzeitig die Etablierten, die es nicht schaffen, digitale Antworten auf veränderte Gewohnheiten der Kunden zu geben.

Der Sanierungsfall KARSTADT, begleitet von Standortschließungen und Entlassungen von Mitarbeitern, ist nur ein Beispiel. Wenn Sie meinen, der digitale Trend bedroht nur die Unternehmen, die in der "Konsum-Welt" zu Hause sind, aber andere Branchen nicht, so irren Sie sich.
Im sogenannten B2B-Geschäft für Industrie-Güter geht fast nichts mehr ohne digitale Prozesse. Die Fabrikplanung erfolgt digital, das Prototyping von Produkten und Werkzeugen ebenso wie auch der Testbetrieb von Montage- und (CNC) Bearbeitungs-Systemen. Mobilität und Flexibilität, Mega-Trends unserer Zeit, brauchen die digitale Welt. Somit wird der gewaltige Hebel der Digitalisierung erkennbar: Sie hilft Zeit und somit Geld zu sparen. Nicht um 2% oder 5%, das reicht bis zu 80% in manchen Geschäftsprozessen.
Diese Trends sind weltweit im Gange. Der Wille der Chinesen, die Digitalisierung voranzutreiben, wird in Gesprächen mit Vertretern von Unternehmen spürbar, die alles, was das digitale Umsetzen von Prozessen über Produkte bis hin zu technischen Detailfragen begierig und gezielt vertiefen. Das gilt für die indische Regierung von Premier Modi auch.

Die von der Bundesregierung angekündigte Verstärkung der Investitionen und Förderungen von digitalen Geschäften und Existenzgründungen zeigt in die richtige Richtung, allerdings mit einer dramatischen Unterfinanzierung wie Prof. ten Hompel bei seinem leidenschaftlichen Plädoyer für mehr Entschlossenheit diesbezüglich unterstrichen hat.

Wer spielt heute in Deutschland im weltweiten IT-Kontext eine Rolle? SAP sicher. Ende. In der Runde der ganz Großen sind es die Einzigen und haben auch noch sehr viele Geschäftsaktivitäten in die USA verlagert. Wohl aus gutem Grund. Es gibt in Deutschland durchaus viele kleinere und mittlere "IT-Schmieden". Sie sind leider meist nicht global tätig. Schon vor vie-len Jahren, im letzten Jahrtausend, kritisierte diese Mängel Prof. Scheer. "Man möge in Deutschland Software wie Autos produzieren", pointierte ten Hompel. Das wird leider nicht gehen. Es sind andere Kulturen, eine andere Sozialisation und andere Prozesse erforderlich. Wir können aber froh sein, dass die deutschen Unternehmen ihren eigenen Kurs, der angewandten Digitalisierung von Entwicklung, Produktion, Vertrieb und After Sales, beherzt und gekonnt betreiben. Das ist schon sehr viel wert.

(Foto: N. Sokianos, "Logistik international")

Einer schlüssigen Interaktion zwischen der Logistik und der IT kommt eine besondere Rolle zu, wie die Referenten des VW Konzerns (Werkslogistik: Frau Stefanie Hegels, Herr Lars Bäumann) verdeutlichten.
Standardisierung ist hier das Zauberwort, das über Konzepte weltweit an allen Standorten spürbar und nutzbar wird. Das wir mit der Digitalisierung in der Produktion nicht am Ende, sondern eher am Anfang sind, wurde durch den Beitrag von BOSCH zu RFID klar. Die Herren haben gleich ein einprägsames Logo definiert: RFID@BOSCH! Über ein Pilotprojekt wird die RFID Technologie zur Erkennung und Erfassung von Teilen in der Supply Chain werksintern und werksextern genutzt. Das spart Zeit und erhöht die Produktivität. Darüber hinaus wird eine teilebezogene "digitale Ge-schichte" generiert.

Die Komplexität kann ohne Digitalisierung nicht beherrscht werden. Versäumnisse werden bestraft.


 
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Thema:

Die Luftfahrt fordert den Leichtbau
Prof. Dr.-Ing- Nicolas P. Sokianos

Die globale Logistik setzt zwingend auf Leichtbau in der Luftfracht. Demnach müssen standardisierte Spezial-Container bzw. Transportbehälter in der Supply Chain Kette eingesetzt werden.
Im Rahmen des Logistik-Kongresses hat sich die Tochter der Lufthansa, die Jettainer GmbH, auf dem Flughafen Schönefeld präsentiert. Die Jettainer hat Interessantes zu bieten: Spezielle Luftfracht-Container, Unit Load Devices (ULD), mit deren Hilfe die Kosten für den Transport und das Handling deutlich reduziert werden können. Die Container, hergestellt von der US-Firma Advanced Composite Structures LLC, tragen z.B. 1.588 kg (MGW) bei einem Eigengewicht (Tare) von 63 kg/139 Lb. Die Konstruktion ist aus einem Aluminiumrahmen, die Beplankung aus Kunststoff. Die Informatik ist selbstverständlich "mit an Bord", Jettainer setzt ein selbst entwickeltes Tablett-System, das die ULD Codierung über eine App liest und das Handling erleichtert. Das Geschäftsmodell von Jettainer ist primär durch folgenden Aspekt gekennzeichnet: Erwerb der kompletten ULD Flotte des Kunden mit dem Nutzen, Fixkosten zu variabilisieren.

(Foto: N. Sokianos, A380)

Als neuer Kunde ist American Airlines, die größte Fluggesellschaft der Welt, gewonnen worden. Die ca. 15.000 ULD der Airline werden sukzessive durch die Leichtbau ULDs von Jettainer ersetzt. Die Einsparung wird mit 1,9 Millionen Litern Treibstoff jährlich kalkuliert. Die Reduzierung der Kohlendioxid-Emission beträgt voraussichtlich 5.000 Tonnen jährlich. Natürlich setzt die Lufthansa selber das Konzept ein (AKE Container, z.B. AKE 66620 LH, 67966 LH).

(Foto: N. Sokianos, Jetainer)

Für die Air Berlin ist ein Vollkomposite Container im Testbetrieb. Bei der Entwicklung der Informatik für das Konzept war die Fraunhofer Gesellschaft mit dem Projekt "intelligenter Container" beteiligt.
Die Firma KTP Kunststoff-Palettentechnik GmbH hatte ebenfalls im Rahmen des Kongresses den SmartFix® Leichtbau Behälter präsentiert, der im Jahr 2013 den Preis für die beste Verpackung bekommen hat. Außer seinem Gewichtsvorteil ist der Behälter sehr einfach klappbar, was eine Volumenreduktion im Leergut von bis zu 1:5 bringt. Weitere Informationen:
info@ktp-online.de



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Thema:

Ein Ausbildungskonzept für die Einführung eines Lean Produktionssystems im Mittelstand in China
Huo Hongquan

Durch die erlebte, globale Wirtschaftskrise und dem Rückgang des Wirtschaftswachstums in der Welt, reduziert sich die Nachfrage am Markt deutlich. Die Unternehmen in China sollten die nationale Politik, der Ausweitung der Inlandsnachfrage nutzen und das Lean Produktionssystem einführen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Viele Unternehmen in China haben folgende Probleme: Erhöhte Produktionskosten, das Ignorieren von Verschwendung, die Personalkosten werden immer höher, die Mitarbeiter sind immer schwieriger zu verwalten, es tauchen Qualitätsprobleme auf und werden immer häufiger usw.

Die Umsetzung des Lean Produktionssystems ist ein effektiver Weg, um diese Probleme zu lösen. Vielen chinesische Unternehmen wird jetzt bewusst, dass die Einführung des Lean Produktionssystems der einzige Weg ist, um ein Weltklasse-Unternehmen zu werden. Die Ausbildung für die Einführung des Lean Produktionssystems spielt eine wichtige Rolle, weil die Mehrheit der chinesischen Mitarbeiter das Konzept des Lean Produktionssystems nicht kennen. Wichtig ist, dass die Umsetzung des Lean Produktionssystems vor allem mit den eigenen nationalen Bedingungen innerhalb Chinas kombiniert werden soll.

Die Struktur des Ausbildungssystems besteht aus drei Ebenen:

  • institutionelle Ebene,
  • Ressourenebene und
  • Operationsebene.

Die institutionelle Ebene ist die Grundlage der gesamten Struktur. Diese fungiert wie ein Brückenpfeiler, ohne diese Ebene kann das gesamte Bildungssystem nicht aufgebaut werden. Es gibt viele Unternehmen in China, die durch Benchmarking diese Ebene erlernen. Hohe Investitionen sind nicht erforderlich, um diese Ebene aufzubauen.

Die Ressourcenebene ist mit dem Fundament einer Brücke vergleichbar. Erst wenn diese Ebene festgelegt wird, können die fünf Elemente der Operationsebene folgen. Die Ressourcenebene ist in zwei Schichten aufgeteilt, eine ist die der Hardware-Ressourcen, eine weitere ist die der Software-Ressourcen. Für die Hardware-Ressourcen benötigt man nicht nur Human-Ressourcen, sondern auch Investitionskapital.

Die Operationsebene besteht aus vier Elementen:
Die Bedarfanalyse, Planung, Maßnahmen und Auswertung. Die kontinuierliche Heranführung von Fachkräften durch betriebliche Berufsausbildung erfordert es, den Ausbildungsbedarf vorausschauend, auf die Unternehmensziele ausgerichtet, zu planen. Hierfür benötigt man die Daten aus der Personalplanung und, soweit ausgewiesen, den Anteil der Beschäftigten bzw. geplanten Fachkräfte.

(Abbildung: Struktur des Ausbildungssystems in China)


Im Zusammenhang mit der globalen Finanzkrise ist vielen chinesischen Unternehmen bewusst geworden, dass ihr ursprüngliches Produktionssystem Missstände aufweist, dem heutigen Produktionsstandard nicht mehr gerecht wird und somit ein Wandel des jeweiligen Produktionssystems notwendig ist, um der Konkurrenz ausländischer Unternehmen standhalten zu können. Also führen sie ein neues Produktionssystem ein, welches dem aktuellen Marktumfeld in China angepasst werden kann.

(Foto: Das Produkt von Wanda Verbundwerkstoff Co.Ltd)

Der Autor, Huo Hongquan, hat seinen Master in der Fachrichtung Produktionssysteme Maschinenbau an der Beuth Hochschule für Technik unter der Leitung von Prof. Dr. Sokianos bekommen.

 
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Standortberichte:

Ungarn: Betriebsmittelherstel-ler wechselt von Stahl zu Aluminium für die Lean Production
Annemarie Möller, Dipl. Betriebsw., item Indistrietechnik GmbH, Solingen,
A.Moeller@item24.com

Pannonsys Services ist ein aufstrebender Zulieferer der Automobilbranche in Ungarn. Bis Mitte 2011 konstruierten die Monteure dort mit klassischen Stahlrohrsystemen. Doch die Mängelliste war lang. Der Geschäftsführer Herr Bakus erinnert sich: "Zuverlässige Händlerstrukturen zu Materiallieferanten waren kaum aufzubauen, Terminverschiebungen und Liefermängel standen auf der Tagesordnung. Ein ungesunder Konkurrenzkampf verhinderte oft sachdienliches Arbeiten und effiziente Lösungen waren kaum möglich. Dazu kamen die oft mangelhafte Materialqualität und die fehlende Kompatibilität. Kunden konnten nur mit viel Aufwand und Improvisation zufriedengestellt werden."

Schon seit einiger Zeit kannte Herr Bakus, Eigentümer und alleiniger Geschäftsführer der Firma, die Baukastensysteme von item aus Solingen. Vor allem die Profile der Baureihe 8 waren ihm bekannt. Ende 2011 bestellte er zum Kennenlernen ein Paket des Lean Production Systembaukastens D30 über den item Vertriebspartner Tech.Con in Ungarn.

Besser als Stahl
Die Spezialisten von Pannonsys Services erkannten die für sie relevanten Vorteile der Aluminium-Profilrohre gegenüber herkömmlichen Stahlrohrsystemen. Besonders überzeugte sie der Verbinder aus Aluminium-Druckguss. Die Dauerfestigkeit des Verbinders reduzierte die Instandhaltungskosten der auf dynamische Belastungen ausgelegten Betriebsmittel auf ein Minimum. Zudem sparte es Lagerkosten, dass nur ein Ver-binder für alle 90°-Anbindungen eingesetzt werden musste. Und der machte zugleich auch eine flexible und schnelle Umgestaltung der Knotenpunkte möglich. "Die item Produkte haben ein-fach eine gute Qualität, sind optisch ansprechend und wurden uns im ersten Termin direkt anhand von Mustern präsentiert." Das intuitiv zu verwendende Profilrohrsystem D30 punktete in Ungarn zudem durch die Möglichkeit der Ein-Personen-Montage und den sekundenschnellen Auf- und Umbau.

In einem Workshop mit Spezialisten von item erhielten die Mitarbeiter von Pannonsys eine vertiefende Produktschulung und konnten einen ganzen Tag lang Fragen zur Arbeit mit dem Aluminium-Profilrohrsystem stellen. Anschließend ging es zur Sache: Alle Mitarbeiter lernten die Verbinder kennen, sägten gemeinsam die ersten Profilrohre zu und experimentierten mit dem umfangreichen Zubehör. 2006 gegründet und 2010 von Herrn Bakus übernommen, hat das Unternehmen Pannonsys Services heute 26 Mitarbeiter. Herr Bakus erzählt begeistert von den zwei Schwerpunkten seiner Firma, die sich gegenseitig unterstützen. Der Software-Zweig entwickelt Verwaltungssoftware. Der zweite Bereich, der sogenannte Tools-Zweig, organisiert, plant und konstruiert Betriebsmittel für produzierende Unternehmen. Schlosserarbeiten, die Konzeptionierung, der Bau und die Einstellungen individueller Maschinen und die Herstellung von speziellen Werkzeugen und Einzelteilen ist Alltagsgeschäft. Vor allem durch die Kombination der beiden Geschäftsbereiche Tools und Software konnten die Angebote in den letzten Monaten stark ausgebaut und die Preise gesenkt werden. "Gute und beständige Arbeit kann nur mit gutem Werkzeug, gutem Material und mit Profis erreicht werden. Das streben wir an. item ist dabei ein wertvoller Partner."

Ein Automobilhersteller, der in der Nähe des Werks in Ungarn seine Produktionsstätte hat, war bereits Kunde. Erste Befürchtungen, der Wechsel des Arbeitsmaterials würde nicht gut ankommen, verflogen schnell und die Änderungen, die der Betriebsmittel-Spezialist dem internationalen Unternehmen empfahl, wurden direkt angenommen. Seither kamen von dem Automobilhersteller viele kleinere Aufträge, aber auch Bestellungen für umfangreiche Projekte.


Qualität schafft Wachstum
Ein weiterer großer Schritt in die Zukunft ist getan. 2013 zog Pannonsys Services in den Industrial Park von Györ. Am neuen Standort bieten eine fast 900 m² große Halle und über 200 m² Bürofläche der erfolgreichen Entwicklung des Unternehmens genügend Raum. Die weiteren Ziele formuliert Herr Bakus sehr konkret: "Unsere obersten Ziele sind Pünktlichkeit, Vertrauen und Flexibilität. Denn unsere Kompetenzen sind klar: unser Fachwissen, unsere Meinung, die effiziente Organisation, die zuverlässige Planung und die sichere Durchführung der ein-zelnen Projekte." Neben aller Technik plant die Firma auch den Ausbau des administrativen Bereichs. Die neue Software ist ein erster Schritt und auch ein weiterer Maschinenbauingenieur wird dringend benötigt. Mittlerweile kennt der Unternehmer die Vorteile der item Produkte gut: "Die Aluminium-Profilrohre lassen uns in einem guten Licht erscheinen. Aber nicht nur weil sie gut aussehen.

Vor allem weil wir damit bessere Arbeit abliefern." Ganz besonders freut sich Herr Bakus über die bessere Stimmung in seinem Unternehmen. "Die Motivation meiner Mitarbeiter hat sich positiv entwickelt, unter anderem, weil ihnen die tägliche Arbeit mit dem Profilrohrsystem D30 wesentlich einfacher von der Hand geht."

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Thema:

Produktentstehungsprozess bei Carl Zeiss Messtechnik
Marc König, Leiter Manufaktur Portale, Carl Zeiss Industrielle Messtechnik GmbH

Die Überlebensfähigkeit eines Unternehmens am Markt kann langfristig nur sichergestellt werden, wenn Kundennutzen durch innovative Produkte geschaffen wird, die schnell, schlank und flexibel entwickelt werden. Der konzernweit geltende Product-&- Solution-Generation-Prozess der Carl Zeiss AG beschreibt einen solchen Produktdefinitionsprozess (Product Definition) und Produktentwicklungsprozess (Product Development) zur Schaffung von Kundennutzen und nachhaltigen Wettbewerbsvorteilen, die ZEISS zu einem herausragenden Unternehmen machen. Damit dies gewährleistet ist, müssen die Prozesse "Product Definition" und "Product Development" möglichst reibungslos ineinander greifen, um Kunden-bedürfnisse schnell in vermarktungsfähige Produkte und Lösungen zu übersetzen.
Damit Kundenbedürfnisse und deren Veränderungen frühzeitig identifiziert, Ideen abgeleitet und schnell in vermarktungsfähige Lösungen übersetzt werden können, muss eine kreative, auf Kundennutzen fokussierte, Unternehmenskultur gefördert werden. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor sind dabei schlanke, an die jeweiligen Bedürfnisse anpassbare Prozesse, ein umfassendes Methodenwissen und ein optimierter Werkzeugkasten.

Damit die übergeordneten, konzernweiten Richtlinien, in Bezug auf den "Product Development Process" gewährleistet und für den eigenen Produktentstehungsprozess passend sind, hat das Qualitätsmanagement der Carl Zeiss Industriellen Messtechnik die Phasen des Prozesses in eine eigene, spezifische Richtlinie überführt. Diese Richtlinie wendet sich an die Mitarbeiter des jeweiligen Entwicklungsprojektes und beschreibt die drei Development-Phasen der Konzernrichtlinie an deren Ende Gates stehen. Die Richtlinie wird Qualitätsmanagementplan genannt und wird allen Projektleitern zum Start des Entwicklungsprojektes zur Verfügung gestellt. Auch die allgemeinen Richtlinien zur Abwicklung eines Entwicklungsprojektes sind im Intranet allen Mitarbeitern zugänglich.

Durch die Masterthesis mit dem Titel "Entwicklung eines standardisierten Produktentstehungsprozess mit Schwerpunkt auf Arbeitseffizienz und Methodeneinsatz am Beispiel der Systementwicklung der Carl Zeiss Industrielle Messtechnik GmbH", welche innerhalb des Fernstu-iengangs Industrial Engineering von Marc König an der Beuth Hochschule für Technik Berlin durchgeführt und von Prof. Dr. -Ing. Nicolas Sokianos sowie Dipl. Ing. Volker Moos betreut wurde, soll die Entwicklungsarbeit der Abteilungen Systementwicklung, Service, Qualitätsmanagement, Einkauf, Logistik und Produktion noch weiter verbessert werden.
Herr König analysierte mit Hilfe von qualitativen und quantitativen Befragungsarten, sowie einer FMEA den bestehenden Entwicklungsprozess. In Kombination mit einem Planspiel-Workshop, an dem die prozessbeteiligten Mitarbeiter teilnahmen, wurden Verbesserungsmaßnahmen abgeleitet.

Ein Standard Procedure, in welchem alle Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit zusammengefasst sind, beschreibt nun einen neuen an den Qualitätsmanagementplan angelehnten standardisierten Entwicklungsprozess. Der neue Prozess bietet den Entwicklungsteams eine zeitlich gegliederte Arbeitsbasis und wird durch Quality Gates sowie Lean-Management-Methoden gestützt.

Präzisionsmesstechnik von Carl Zeiss, der "neue XENOS"

 
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Kongressberichte:

Ist der Einkauf noch relevant?
Prof. Dr.-Ing- Nicolas P. Sokianos

Das diesjährige 49. BME-Symposium wurde im November mit einem anspruchvollen Programm sehr attraktiv gestaltet.
Nein, der Titel meines Berichtes war nicht das Motto des Symposiums, das lautete viel netter: "Gemeinsam wachsen". In verschiedenen Fachkonferenzen aber schwebte im Raum sehr wohl die Frage der Relevanz und der Rolle des Einkaufs. Zugegeben, neu ist das nicht. Neu ist allerdings die Intensität der Globalisierung, gekoppelt mit Technologie-Sprüngen, z.B. in der Automatisierung von Prozessen, etwa der Rechnungslegung. SAP stellte die Rechnungslegung im ARIBA Netzwerk vor, die zu 98% automatisiert und fehlerfrei läuft. Das Netz umfasst 1,5 Millionen Lieferanten, 20 Sprachen werden unterstützt, alle 1,2 Minuten kommt ein neuer Lieferant aufs Netzwerk, so Rolf Weiland, VP Network Growth von SAP in Walldorf.

Selbstverständlich ist der Einkauf relevant, muss sich aber selber automatisieren und rationalisieren, muss es schaffen, andere zu orientieren und gar neue Optionen für Technologien den Entwicklern aus der Zukunft heute quasi zu erläutern.
Gleichzeitig muss er die Risiken nicht nur intuitiv erahnen, Intuition ist nach wie vor wichtig, nein, der Einkauf muss auch noch Systeme verwenden, die mit Hilfe von Metriken und am besten in Echtzeit, als Frühwar-nung für die Geschäfte mit den Lieferanten zuverlässig funktionieren. Ein derartiges System konnten die Interessenten auf dem Stand von RISKMETHODS sehen (
info@riskmethods.net).
Die Kosten für ein Paket mit bis zu 100 Lieferanten, automatische Überwachung von 58 Risiken und nicht zuletzt eine iPhone App, betragen € 990 im Monat (Aktion).

Wer als Einkäufer "spielerisch" an Verhandlungen rangeht, der wurde beim Stand von DROZAK Consulting auch fündig mit dem Thema "Spieltheorie im Einkauf" (Strategi-scher Einkauf, eAuctions).
Als Datenquellen werden creditsafe Supplier Credit Ratings und andere verwendet. Herr Fieten, der langjährige Gestalter des BME-Symposiums, hat im Abschlussplenum für einen Akzent mit geopolitischer Relevanz gesorgt.

Weitere Infos zum Kongress: www.BME-Symposium.de

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Kongressberichte:

Digitale Fabrik@Produktion
Prof. Dr.-Ing- Nicolas P. Sokianos

Die 10te Jahreskonferenz zur digitalen Fabrik wurde von der SVV - Süddeutscher Verlag Veranstaltungen GmbH in Braunschweig durchgeführt. Das Fachpublikum konnte zwei Tage lang die neuesten Trends und auch Technologien zur digitalen Fabrik kennenlernen und diskutieren. Im Einstimmungs-Referat, Blick über den Tellerrand, wurden seitens der Fraunhofer Gesellschaft von Prof. Bauernhansl einige Akzente gesetzt. Eine Erkenntnis betrifft die Korrelation der volkswirtschaftlichen Produktivität mit der IT Durchdringung, was wenig überraschend ist. Themen wie "e Government" waren jedoch nicht im Rahmen dieser Konferenz vorgesehen, bis auf die Internet Security. Hier konnten die Teilnehmer von einem Spezialisten für IT Sicher-heit des Ministeriums am zweiten Tag konkrete Hinweise zur Umsetzung in den Unternehmen mitnehmen. Entsprechende Unterlagen sind auch im Internet kostenlos verfügbar. Das Gefährdungspotential wächst dramatisch mit der massiven Nutzung von digitalen Applikationen in der Anlagentechnik. Ist eine Durchsetzung mit Viren und Spionage Software bei Office Produkten schlimm genug, so übersteigt die Schädigung bei Anlagen und gekoppelten Systemen die der Büroanwendungen um ein Vielfaches. Der Unternehmer sollte nicht Nachlässigkeit in dieser Hinsicht mit unternehmerischem RISIKO verwechseln. Leichtfertiger Umgang mit der IT kann ein Unternehmen schwer schädigen und sogar den Schaden zu systemseitig verbundenen Unternehmen weitertragen.

Beim Vergleich Deutschland vs. USA sind deutliche Unterschiede bei der Thematik Digitalisierung zu konstatieren. Für die Amerikaner ist das Geschäftsmodell entscheidend und prioritär. In Deutschland sind Technologien im Mittelpunkt, wie bei der Präsentation der Augmented Reality Lösung des START RE`FLECT (GF: Kai Thomas) deutlich wurde. Der Pfiff liegt in der intelligenten VERBINDUNG von Publishig Dokumenten mit virtuellen. Die Software des Unternehmens hilft bereits Bosch als Pilotkunden, die INSTANDHALTUNG im Service vor Ort, quasi per App Unterstützung in Echtzeit zu beschleunigen. Über ein Geschäftsmodell, ja, da hatte Herr Thomas (GF) sich noch nicht so viele Gedanken gemacht, sagte er auf meine Frage hin, beklagte auch, dass er nicht ein leistungsorientiertes Lizenzmodell vereinbart hat.

In anderen Demonstrationen konnten die Interessenten ein Virtual Reality Service MODELL mit erleben. Im Unterschied zu dem vorhin genannten sind hier alle Objekte, etwa ein PKW, voll digital verfügbar. Der Service Mitarbeiter bewegt sich und trainiert die Reparatur bevor das Auto real gebaut wird.

Ohne Zweifel ist die sogenannte ganzheitliche Lösung, also eine, die die Entwicklung, die Konstruktion, die Arbeitsvorbereitung, die Fabrikplanung, die Logistik und die Produktion bis hin zum Service digital abbildet, etwas Erstrebenswertes. SIEMENS bietet hier mit dem Product LifeCycle Management (PLM) eine etablierte Lösung an.
Französische Systemanbieter sind auch seit Jahren unterwegs.

Ein Spezialgebiet der digitalen Fabrik ist seit sehr vielen Jahren die Simulation. AUDI UNGARN hat durch den zuständigen Leiter, Herrn Jozsef Perger, den beeindruckenden Stand in der Simulation der Motorenmontage in Györ vorgestellt. Mit der Software Plant SIMULATION werden komplette Linien hinsichtlich der Auslastungsoptimierung geplant und potentielle Engpässe gezielt reduziert. Aus dem Werk in Györ kommen alle AUDI Motoren und einige für andere Marken des VW Konzerns - über zwei Millionen Stück im Jahr.

Ein Ausflug in das VW Werk in Wolfsburg, integriert in den Kongress, hat eine gelungene Synthese zwischen der Theorie und der Praxis ermöglicht. Rohbau und Montagelinien wurden besichtigt. Digitale Informationen bekommen natürlich auch die Mitarbeiter an den Bändern zu Verfügung gestellt. Abschließend stellt sich die Frage, wie gehe ich vor, wenn ich nachträglich bestehende Fabriken digitalisieren möchte? Auch dafür gibt es Lösungen. Die Fabrik wird nach verschie-denen Rastern per Laser gescannt, die digitalen "Punkte-Wolken" bieten dann die Basis für die Ergänzung der erforderlichen Objekte.

Fazit:
Die Digitalisierung schreitet voran, beschleunigt von den "digital Natives", also die Mitarbeiter und User, die mit den digitalen Medien, den Smartphones und Apps groß geworden sind.

Einige Unternehmen haben damit bereits in den 80er begonnen, mit PPS und CAD. Wenn sie nicht vom Kurs abgekommen sind, so haben die heute im Vergleich zum Wettbewerb, der da etwas geschlafen hat, deutlich die Nase vorn.
Effiziente Produktion geht heu-te nicht ohne eine signifikante Digitalisierung. Morgen noch viel weniger. Das kostet natürlich auch und braucht qualifizierte Mitarbeiter.

 
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LOGICON®-Consulting
Prof. Dr.-Ing. Nicolas P. Sokianos
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