GfPMagazin Juni 2010


Themenauswahl:

Leitthema:Knorr-Bremse auf dem Weg zur "5-Tage-Fabrik"
Thema:Wirtschafts- und Technologie-Krieg um die fliegenden Tankstellen der USA
Thema:Kurzarbeit und Weiterbildung
Ein Projekt der Pierburg GmbH in Berlin



Leitthema:

Knorr-Bremse auf dem Weg zur "5-Tage-Fabrik"
Knorr-Bremse Systeme für Schienenfahrzeuge GmbH
Roland Becker, Supply Chain Management
Dr. Joachim Metternich, Industrial Engineering


Im Bereich der Schienenfahrzeugindustrie stehen viele Unternehmen vor großen Herausforderungen in der Supply Chain.

Es werden zunehmend Themen, die für die Automobilindustrie bereits zum Standard gehören, auch auf die Schienenfahrzeugindustrie übertragen. Die Kundenanforderungen gehen in Richtung vernetzter Supply Chains mit PULL-Belieferungsmodellen bei maximaler Flexibilität.
Um diese Herausforderungen zu meistern, wurde im Schienenfahrzeugbereich der Knorr-Bremse ein Supply Chain Modell entwickelt, das diese Anforderungen erfüllen kann.


(Bild: Gesamtmodell Supply Chain Management bei Knorr-Bremse)


Dabei steht speziell das Zusammenspiel im Bereich "Beschaffen-Produzieren-Liefern" im Vordergrund. Diese Prozesse werden durch die Prinzipien der "5-Tage-Fabrik" zusammengeführt.


(Bild: 5-Tage-Fabrik als flexibles Bindeglied zwischen den Bereichen Source und Deliver)


5-Tage-Fabrik - Zielsetzung
Ziel der 5-Tage-Fabrik ist es, bei möglichst niedrigen Beständen flexibel auf Kundenbedarfe reagieren zu können. Um dies zu erreichen, soll ein einzelnes Produkt 5 Tage nach Beginn der Materialbereitstellung zum Versand bereitstehen. Durch eine hohe Flexibilität und Lieferfähigkeit gegenüber dem Kunden bei gleichzeitig niedriger Kapitalbindung kann so aus der Produktion heraus ein strategischer Wettbewerbsvorteil aufgebaut werden.

Herausforderungen für die Knorr-Bremse
In Industrien mit hohen Stückzahlen und niedriger Typenvielfalt kann dies durch das Verknüpfen der Produktionsprozesse mit Hilfe von Pull-Systemen erreicht werden. In einem Pull-System entnimmt der Kundenprozess Material aus vorher festgelegten (Maximal-)Beständen und löst so die Nachproduktion aus. Der Lieferantenprozess füllt anschließend innerhalb einer definierten Wiederbeschaffungszeit die Bestände wieder auf.
In einem projektorientierten Umfeld wie der Schienenfahrzeugbranche gelten jedoch andere Voraussetzungen, als beispielsweise in der Automobilindustrie. Im Projektgeschäft sind Pull-Systeme aufgrund fehlender Wiederholhäufigkeit und häufigen Typwechsels nur für Teile untergeordneter Bedeutung realisierbar, z.B. Norm- oder Kleinteile. Die Bestandteile der Knorr-Bremse-Produkte sind variantenreich und häufig von Projekt zu Projekt unterschiedlich. Zudem entstehen die Varianten häufig schon am Anfang der Wertkette, also in der Gießerei. Dies muss bei Planung und Auslegung der 5-Tage-Fabrik berücksichtigt werden. Grundprinzip ist hierbei, die Durchlaufzeiten innerhalb der Produktion auf ein Minimum zu begrenzen, sobald die Materialbereitstellung angestoßen wird. Anschließend laufen die begonnenen Aufträge in einem First-In-First-Out Prozess kontrolliert durch die Produktion bis in die Endmontage.
Die drei Bereiche (Beschaffungsprozess, Produktionsprozess und Auslieferprozess) sind nachfolgend im Detail beschrieben.


1. Beschaffungsprozess
Die Zusammenarbeit mit den Lieferanten ist ein zentraler Punkt für die Funktionsfähigkeit der 5-Tage-Fabrik. Nur wenn es gelingt die Materialverfügbarkeit in Richtung 100% zu entwickeln, ist die 5-Tage-Fabrik überhaupt möglich.
Es wurde daher ein System entwickelt, um alle Produkte genau einem geeigneten Pull-Belieferungsmodell zuordnen zu können.


(Bild: Auswahlkriterien der In-Supply-Belieferungsmodelle)


Dabei wird nicht nur die klassische ABC/XYZ-Analyse verwendet, sondern auch die Kompetenz des jeweiligen Lieferanten sowie weitere logistisch relevante Aspekte (Volumen etc.) berücksichtigt. Die Lieferanten müssen die Prinzipien verstehen, um diese im eigenen Unternehmen auch umsetzen zu können.
Ein umfangreiches Vertragswerk mit ausführlicher Dokumentation stellt dabei sicher, dass möglichst alle in der Praxis auftretenden Fälle berücksichtigt werden.
Die Lieferanten erhalten einen regelmäßigen Forecast, der zur aktiven Planung der Produktionskapazitäten in den nächsten Monaten genutzt werden muss. Auf dieser Basis erfolgen dann nur im Kurzfristbereich von 2 Wochen die tatsächlichen Lieferabrufe.
Ziel ist es, für nahezu alle Lieferanten für das jeweilige Lieferspektrum ein optimales PULL-Belieferungsmodell umzusetzen, das allen oben beschriebenen Aspekten Rechnung trägt. Aufgrund unseres projektgetriebenen Geschäfts sind hierbei neben dem Einsteuern eines Belieferungsmodells auch die ständige Überwachung der Bedarfsstruktur sowie die Auslaufsteuerung von Bedeutung.


2. Produktionsprozess
Prinzip der Auftragsplanung in der 5-Tage-Fabrik
Sobald ein Montageauftrag freigegeben wird terminiert er Bedarfe in den Vorstufen der Produktion an ausgehend von vorher festgelegten Durchlaufzeiten. Beispielsweise erhält die Fertigung einen möglichst frühen Starttermin und einen möglichst späten Endtermin zur Ablieferung der Teile an den Bereich Oberflächenbehandlung und Lackierung. Die maximale Zeit zwischen Start und Ende der Fertigung ist somit festgelegt und kann durch die Planung zum Optimieren der Maschinenlaufzeit und der Rüstfolge genutzt werden. Gleiches gilt für den Prozess der Oberflächenbehandlung bzw. Lackierung (im sogenannten Surface Technology Center = STC), der auf die Fertigung folgt. Vor dem STC werden die gefertigten Teile in einem Puffer bereitgestellt, der nicht mehr als eine Tagesmenge fasst. Innerhalb eines weiteren Tages werden diese Teile durch das STC geschleust, das einen weiteren FiFo-Prozess mit festgelegter Durchlaufzeit darstellt. So ist sichergestellt, dass erst kurz vor Montagebeginn das Material synchron vor den Montagelinien bereitsteht und nicht erst ein- und wieder ausgelagert werden muss.
Um die Synchronität sicher zu stellen, sind Materialverfügbarkeiten, Durchlaufzeiten sowie früheste Anfangs- und Endtermine in einer SAP-basierten Plantafel sichtbar und abprüfbar. Damit ist auch die Datenkonsistenz sichergestellt, denn es erfolgen keine weiteren Planungsschritte bzw. Optimierungen außerhalb von SAP.

Notwendige Voraussetzungen auf Werkstattebene
Die angestrebten minimalen Durchlaufzeiten innerhalb der Teilprozesse sowie dazwischen werden durch folgende weitere Prinzipien der 5-Tage Fabrik unterstützt:

  • Aufbau integrierter Fertigungszellen, die alle Technologien für die Komplettbearbeitung einer Teilefamilie beinhalten
  • Reduktion der Weitergabemengen bis hin zum Einzelstückfluss innerhalb der Zellen bzw. Teilprozesse.
  • Zyklische Materialweitergabe zu festen Zeitpunkten auf festen Routen
  • begrenzte FiFo-Strecken zwischen den Teilprozessen
  • kein Einlagern des Materials zwischen den Fertigungsschritten sondern Bereitstellung in FiFo-Puffern.
  • Integration möglichst aller Bearbeitungstechnologien in die Fabrik (z.B. Oberflächenbehandlung), um externe Materialflüsse zu vermeiden.


(Bild: Integration externer Prozesse (Phosphatieren) in den fabrikinternen Wertstrom,
Bilden integrierter Bearbeitungszellen u. Einführen von FiFo-Prozessen)


Diese beschriebenen Prinzipien lassen sich nur im Rahmen stabiler Prozesse umsetzen. Das richtige Material muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort auch verfügbar sein. Hierfür ist ein klares Rollenverständnis aller Beteiligten, sowohl in der Produktion als auch in der Planung notwendig. Denn in der 5-Tage-Fabrik kann im Fall von Störungen oder Qualitätsproblemen nicht mehr einfach auf Bestände anderen Materials zurückgegriffen oder umgeplant werden. Daher sind beispielsweise

  • Rüstabläufe zu optimieren und zu standardisieren, um Rüstzeiten planbar zu machen. Denn gefertigte Teile müssen innerhalb eines feststehenden Zeitfensters vor der Oberflächenbehandlung und Lackierung bereitstehen.
  • Abweichungen von Standardprozessen sofort sichtbar zu machen, z.B. durch einfache, visuelle Kontrollen wie Stellflächen, Planungsboards, Stückzahlverfolgungen, usw. Im Falle von Problemen ist eine umgehende Reaktion und ggf. Eskalation erforderlich.
  • Auftretende Qualitätsprobleme sind anzuzeigen und bestenfalls sofort zu lösen, so dass ein wiederholtes Auftreten sicher vermieden wird. Dies stellt hohe Anforderungen an die Problemlösungsfähigkeit der Beteiligten.


Entwurf der 5-Tage Prozesse mit Hilfe des Wertstromdesigns
Die zentrale Methode zum Entwurf der 5-Tage-Fabrik ist das Wertstromdesign. Mit seiner Hilfe
  • wird der komplette Ist-Wertstrom eines Produkts vom Zulieferer bis zum Kunden abgebildet (z.B. vom Gussteil bis zur kompletten Bremszangeneinheit)
  • werden die Potentiale dieses Wertstroms erkannt (z.B. lange Liegezeiten zwischen den Produktionsschritten, externer Materialtransport zur Oberflächenbehandlung, Qualitätsprobleme mit Gussteilen)
  • wird die Vision des künftigen Ziel-Wertstroms entworfen und Schritt für Schritt verfeinert (z.B. Produktionszellen die durch FiFo-Prozesse miteinander verknüpft sind)
  • werden Projekte definiert um den Ziel-Wertstrom umzusetzen. Diese Projekte setzen direkt an den erkannten Verbesserungspotentialen an (z.B. Bilden integrierter Fertigungszellen, Integration der Oberflächentechnologie in die Fabrik, …)

Ergebnisse
Im Fall der neuen 5-Tage-Fabrik der Knorr-Bremse am Standort Budapest können so die Durchlaufzeiten für Hauptprodukte wie beispielsweise der Klotzbremse von 20 auf bis zu 5 Tagen verkürzt werden. Gleichzeitig sinken die Bestände von Umlaufmaterial in der Produktion um 25%.


Bild: Verkürzung der Durchlaufzeiten am Beispiel
einer Hauptproduktgruppe (Klotz-Bremse, Werk Ungarn)


Aus Sicht des Kunden ergeben sich weitere Vorteile:

  • Flexibilitätsgewinn: Der Fixierungshorizont für bereits eingelastete Bedarfe, die sich noch außerhalb des Fixierungshorizonts befinden, wird verkürzt.
  • Qualitätsgewinn: Die geschlossene Wertschöpfungskette im Unternehmen reduziert Transport- und Handling und damit das Risiko von Beschädigungen. Die Komplettbearbeitung in Produktionszellen erhöht zudem die Eigenverantwortung für das Arbeitsergebnis. Das notwendige Einführen von Linienstopp und Problemlösungsteams verhindert die Weitergabe fehlerhafter Teile in die Prozesskette.
  • Erhöhung der Termintreue: Das In-Sourcing wichtiger Prozessschritte in die eigene Fabrik (wie z.B. der Oberflächenbehandlung und Lackierung) vereinfacht die Planung und reduziert das Risiko unvorhergesehener Ausfälle seitens externer Bearbeiter.



3. Auslieferprozess
In der Zusammenarbeit mit den Kunden geht es um eine optimale Vernetzung, zur beidseitigen Reduzierung der Durchlaufzeiten und der Bestände. Ein optimal abgestimmter Forecast, der innerhalb bestimmter Bandbreiten noch schwanken kann, ist auch hier die Basis für eine optimale Zusammenarbeit.

Um die Daten zwischen dem Kunden und unserem System möglichst synchron zu halten, streben wir eine elektronische Datenübermittlung an, was angesichts des Projektcharakters in unserem Geschäft (technische Änderungen, Projektanlaufphase, projektspezifische Kundennetzwerke) besondere Herausforderungen stellt.

Außerdem ist zu berücksichtigen, dass für jedes einzelne Kundenprojekt eine spezifische Supply Chain aufgebaut werden muss, um der Produktionsstruktur des Kunden Rechnung zu tragen. Hierbei sind auch Anforderungen an die bedarfsgerechte Zusammenstellung der zu liefernden Komponenten zu berücksichtigen.


4. Roll-out
Die beschriebenen Prinzipien werden derzeit in Budapest erprobt. Darüber hinaus wurden 5-Tage-Fabrik Projekte bereits an vielen europäischen und asiatischen Standorten gestartet.

Fazit:
Die 5-Tage-Fabrik' ermöglicht eine drastische Reduzierung der Durchlaufzeiten und damit eine deutliche Erhöhung der Flexibilität, um auf schwankende Kundenbedarfe optimal reagieren zu können.

Die Knorr-Bremse wird durch die konsequente Umsetzung dieses Konzepts die Durchlaufzeiten auf 5 Tage senken können.

 
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Wirtschafts- und Technologie-Krieg um die fliegenden Tankstellen der USA
Prof. Dr.-Ing. Nicolas P. Sokianos

Der Kampf um die Besetzung einer einzigartigen und lukrativen Marktposition zwischen Boeing und EADS/Airbus geht in eine neue Runde. Die global erforderliche Präsenz von militärischem Equipment führt zwingend zur Erneuerung der amerikanischen Flugzeug-Tanker-Flotte.

Die KC-135 Tankflugzeuge, entworfen zur Zeit von Eisenhauer, müssen zügig ausgetauscht werden.
Die erforderliche Technologie bietet Boeing mit dem KC-767-Konzept (Länge 48,51 m) und Airbus mit dem A330 MRTT (58,8 m), der bereits "fliegt". Das europäisch geführte Konsortium hat in der kritischen Phase des Angebotes den Insidern gut bekannten L-3 Konzern (USA) als Partner gewonnen. Dieser Konzern wird die gesamte Informatik entwerfen und liefern, die selbstverständlich die besonderen PENTAGON-Anforderungen erfüllen muss.
Die Kommunikations- und Abwehrtechnologie, also die Software und Funktechnologie, könnte bei vergleichbaren Flugleistungen der Hardware den Ausschlag geben.
Sollte das EADS Konsortium den Auftrag erhalten, so wird es sehr wahrscheinlich sowohl mit Technologie-Transfer als auch mit politisch-militärischen Verpflichtungen verbunden sein, die über die am Projekt beteiligten EU-Staaten erbracht werden. Die projektierte Lebensdauer des Systems beträgt mindestens 20 Jahre.

Die Luftfahrt- (und die Raum-fahrt) Industrie ist ein wichtiger Arbeitgeber für Ingenieure in Europa, speziell in Frankreich und in Deutschland. Der Umsatz der deutschen Luft- und Raumfahrt-Industrie lag 2009 bei ca. 23 Milliarden Euro. Allerdings macht sich die Krise bei den Fluggesellschaften 2010 in der Industrie bemerkbar. Das Jahr 2011 verspricht auch schwierig zu werden, da neue Bestellungen sowohl bei Airbus als auch bei Boeing deutlich zurückgegangen sind. Die Arbeitgeber setzen zudem zunehmend Leiharbeiter unterschiedlicher Qualifikation, auch Ingenieure ein, um die Kosten flexibler zu halten. Ein gewonnener Auftrag in der Größenordnung der US-Tankflugzeuge würde den Bedarf an Ingenieuren in der Branche nachhaltig stützen.
Sollte der Auftrag der Amerikaner doch an Boeing gehen, was Insider der Branche erwarten, so wird die Marge der Konkurrenten hoffentlich etwas gedrückt - quasi einen Collateral Nutzen erzielen.


(Foto: N. Sokianos, US-Militärtransport-Flugzeug in Berlin Schönefeld


 
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Kurzarbeit und Weiterbildung
Ein Projekt der Pierburg GmbH in Berlin

Steven Winterhalter, Pierburg

"Fortschritt statt Stillstand" qualifiziert Pierburg-Mitarbeiter in Berlin
Für Pierburg-Mitarbeiter Attila Yagiz war es eine einzigartige und vor allem einmalige Chance: Mit leuchtenden Augen erinnert sich der 41-Jährige auch jetzt noch gerne an den Moment vor wenigen Wochen zurück, an dem er seine Prüfung zum Facharbeiter vor der Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK) bestand. Nach 15 Monaten Ausbildung hielt er endlich die begehrte Urkunde in seinen Händen. Vor seiner Ausbildung gehörten für den ehemaligen Hilfsarbeiter Schweißen, Fräsen und Instandhalten zu seinen Tätigkeiten; jetzt wartet und beaufsichtigt er Maschinen während der zum Teil hochkomplexen Herstellungsprozesse.

"Am Ball bleiben, lohnt sich immer!"
"Früher hatte ich keine Ausbildung, jetzt habe ich einen Berufsabschluss in der Tasche. Ich bin am Ball geblieben, es hat sich wirklich richtig gelohnt", erklärt Attila Yagiz stolz, der schon seit 1989 bei Pierburg in Berlin arbeitet. Insgesamt sind in den sechs modernen Produktionshallen an der Scheringstraße 2 im Berliner Stadtteil Wedding 324 Mitarbeiter beschäftigt. Sie fertigen Drosselklappen, Regel- und Antriebsklappen sowie elektrische Antriebsmodule für Diesel- und Ottomotoren.
Rund 1,2 Millionen Erwerbstätige in Deutschland befanden sich 2009 in Kurzarbeit. Auch Pierburg Berlin griff auf dieses Instrument zurück, um der Wirtschaftskrise mit Blick auf die längerfristige Produktionsplanung strategisch zu begegnen. Dr. Michael Mielke, Leiter des Geschäftsbereiches Aktuatoren und gleichzeitig verantwortlich für das Werk Berlin, stellt dar, dass neben einem strikten Kostenmanagement auch der Erhalt des Know-how und der Fachkräfte im Vordergrund stand, um die Auslastungs- und Beschäftigungslücke zu überbrücken. So wurde die Zeit der Kurzarbeit auch für Qualifizierungsmaßnahmen und Weiterbildungen der Angestellten genutzt. Das Pierburg-Werk in Berlin zählt somit zu den Firmen, die Förderangebote wahrgenommen haben. In diesem Fall gewährt das Arbeitsamt Berlin Mitte Lohnkostenzuschüsse in Höhe des regelmäßigen Entgeltes und übernimmt auch die gesamten Kosten für die Qualifizierungen.

Unter dem Motto "Fortschritt statt Stillstand" laufen derzeit verschiedene Maßnahmen am Berliner Standort des Neusser Automobilzulieferers. Unter anderem absolvieren neun Mitarbeiter im Moment eine Ausbildung zum Facharbeiter; vier weitere haben sie bereits erfolgreich abgeschlossen.
Ein Erfolg, der insbesondere Personalchefin Kathrin Brandenburg freut: "Mit Hilfe der Qualifizierungsmaßnahmen sind wir als Unternehmen in der Lage, das Ausbildungsniveau unserer Mitarbeiter gezielt zu steigern. Nicht zuletzt tragen Besserqualifizierte dazu bei, die Arbeitsabläufe im Werk zu verbessern. Wir haben nun noch mehr Facharbeiter, die Maschinen und Anlagen einrichten, führen und warten können. Damit sind wir auf kommende Anforderungen viel besser vorbereitet."
Ein deutlich besseres "Standing" haben natürlich auch die frischgebackenen Facharbeiter: Sie können sich zum Beispiel jetzt intern auf frei werdende und besser dotierte Stellen bewerben, was vor den Maßnahmen nicht möglich war. Natürlich steigen mit der erfolgreichen Qualifizierung zudem die grundsätzlichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Was das Auswahlverfahren für die Projektteilnehmer angeht, so konnten sich interessierte Mitarbeiter melden. Anschließend mussten alle Interessenten einen Test durchlaufen, bei dem vor allem Mathematik- und Logikaufgaben gestellt wurden.
Zusätzlich zum regulären Unterricht bietet Pierburg weitere Vorbereitungskurse und gemeinsam mit dem bfw (dem Bildungsträger, bei dem die Facharbeiterausbildungen stattfinden) Nachhilfeangebote im Hinblick auf die Abschlussprüfung bei der IHK an, die gut angenommen werden: "Wir haben dort noch einmal Lerninhalte wiederholen können und uns so konzentriert auf die Prüfung vorbereitet. Ohne die Kurse wäre es um einiges schwieriger geworden", lobt Attila Yagiz das Zusatzangebot, das ihm und seinen lernenden Mitstreitern die berufliche Qualifizierung ermöglichte.
Personalleiterin Brandenburg ergänzt: "Die zusätzlichen Angebote, die wir bereitgestellt haben, sollen die Mitarbeiter motivieren, ihr angestrebtes Lernziel zu erreichen. Diese Möglichkeit wurde von ihnen dankend angenommen. Die Resonanz auf die Angebote ist sehr groß und beweist, mit welchem Ehrgeiz sie sich auf die Prüfung bei der IHK vorbereiten."
Im Schnitt sind die Mitarbeiter in den Umschulungsmaßnahmen 49 Jahre alt, haben Familie und arbeiten bereits seit 23 Jahren im Werk. Zu ihnen zählt auch Manuela Bartels, die derzeit noch die 15-monatige Ausbildung durchläuft. Dreimal in der Woche steht die Theorie auf dem Stundenplan, bei der beispielsweise Fächer wie Technik, Fachkunde oder auch Sozialkunde gelehrt und gelernt werden. Während der übrigen Tage folgt für das sechsköpfige Team - neben Kurssprecherin Bartels fünf männliche Mitstreiter - die Praxis: "Früher arbeitete ich in der Montage und Endkontrolle - jetzt erfüllt sich für mich ein lang gehegter Traum. Zunächst meinte meine Familie zwar, ich sei vielleicht zu alt, um noch einmal die Schulbank zu drücken. Aber ich wollte schon immer in der Fertigung an den modernen Laufbändern mitarbeiten. Das ist mein Ziel und dafür lerne ich jetzt."

Dr. Mielke schließt: "Weiterbildung stand schon immer im Fokus unserer Personalarbeit und ist als eine entscheidende Maßnahme zur Qualitäts- und Produktivitätsverbesserung nicht mehr wegzudenken.


(Foto: Kristina Frei, einige Absolventen der Facharbeiterausbildung und Dr. Mielke)


Die intensive Zusammenarbeit unserer Personalabteilung mit dem Arbeitsamt und dem örtlichen Berufsfortbildungswerk hat dabei zusätzliche geförderte Möglichkeiten eröffnet, die sonst nicht umsetzbar gewesen wären. Somit sind insbesondere diese stattlichen Förderprojekte in der schwersten Wirtschaftskrise in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland eine sinnvolle Investition in die Zukunft".

 
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Prof. Dr.-Ing. Nicolas P. Sokianos
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