Pressespiegel
 Industrie 4.0 braucht ein effizientes e-Government!
 (Estland: führend im e-Government; Portugal schließt auf)
 
 (GfPMagazin Dezember 2016


Industrie 4.0 braucht ein effizientes e-Government!
(Estland: führend im e-Government; Portugal schließt auf)

Prof. Dr.-Ing- Nicolas P. Sokianos

Vorbemerkung: Das Schlagwort Industrie 4.0 dominiert seit etwa zwei Jahren viele Messen und unzählige Kongresse.
Um e-Government hingegen ist es relativ still geworden. Die These des Autors lautet: Industrie 4.0 braucht, um voll entfaltet zu werden, eine sehr schlüssige und umgesetzte e-Government-Konzeption. Schließlich operieren die Unternehmen in "Communities", sie sind von der Gründung, der Genehmigung von Bauanträgen über den Betrieb bis hin zur Schließung von behördlichen Interaktionen und Prozessen abhängig. Diese Prozesse sind aufwändig, zeitraubend und nicht durchgehend digitalisiert. Von Estland kann Deutschland einiges lernen!

Estland ist ein kleines Land, das eine erstaunliche Entwicklung - im positiven Sinne - aufbieten kann. Abgespalten aus der großen Sowjetunion hat Estland selbstbewusst nicht nur seine Identität gefunden, sondern auch einen beachtlichen Platz hinsichtlich seiner Wettbewerbsfähigkeit in der Europäischen Union ergattert.
Das größte Kompliment über Estland hat der letzte amerikanische Präsident, Barack Obama, geäußert: "I should have called the Estonians when we were setting our healthcare website."
E-Government ist nicht etwas Abstraktes, es ist erlebbar durch seine User, die Bürger!
Nehmen wir als Beispiel die Verschreibung eines Rezeptes. Der Bürger (Patient) besucht den Arzt. Nach der Untersuchung, sofern eine medikamentöse Behandlung erforderlich ist, formuliert er das Rezept an seinem PC ohne ein Papier auszudrucken. Als Bezug zum Patienten verwendet er die Stammdaten, die über den elektronischen Patientenausweis "gezogen" werden. Der Patient kann zu einer beliebigen Apotheke in Estland gehen und unter Vorlage seines Ausweises bekommt er seine Medikamente. Wieder ohne jeglichen Papierausdruck. Beleglos!

Ein anderes Beispiel: der Führerschein. Der Führerschein wird vom Staat herausgegeben, also weiß die zuständige Behörde, wann er z.B. erneuert werden muss. Der Bürger wird über seine E-Mail-Adresse informiert: Ihr Führerschein muss bis zum Datum xy erneuert werden! (Alle Esten, die einen elektronischen Ausweis haben, haben eine E-Mail-Adresse; ab dem 15ten Lebensjahr.) Benötigt wird ein Attest vom Arzt. Nach der Untersuchung informiert der Arzt die Behörde, beleglos. Die Überweisung der Gebühr für den neuen Führerschein erfolgt selbstverständlich auch über das electronic Banking. Ist alles erledigt, wird der Ausweis zum Kunden (Bürger) geschickt.

Ein neuer Dienst wird für alle Ausländer als Service geboten, die in und mit Estland Geschäfte machen: e-Residency!
In 2015 haben mehr als 10.000 Ausländer den Status des e-Resident bekommen. Zielsetzung des ehrgeizigen Programms ist, diesen Status an 10 Millionen Bürger der Welt bis 2025 zu vergeben! Das ist ein wirklich innovativer Weg, das Bevölkerungspotenzial des kleinen Landes zu erhöhen.
E-Government hilft, Kosten und Zeit zu sparen. Durch die etablierte digitale Unterschrift werden nach Schätzung 2% des BIP eingespart.

(Foto: N. Sokianos)

Die Vorteile der konsequenten Digitalisierung von Verwaltungsprozessen haben auch Auswirkungen auf die Steuern: Flat Rate 20% - unabhängig von der Höhe des Einkommens!

Hier kann sicher der Fiskus in Deutschland vor Neid erblassen. Wenn Sie sich jetzt fragen, was denn für ein weltbekanntes Produkt aus Estland kommt, sagen wir zum Vergleich mit der Automobilindustrie von Deutschland (die ihre "Problemchen" im Zuge des Dieselskandals hat), so heißt die Antwort: Skype!
Ja, Skype hat seinen Weg in die weite Welt als Siegeszug gestaltet, wurde in Estland geschaffen. Wohl gemerkt: Estland hat 1,3 Millionen Einwohner! Im Informations- und Kommunikationssektor sind ca. 3.200 Firmen aktiv, beschäftigen ca. 50.000 Angestellte, das entspricht ca. 9% der Beschäftigten.
Viele der Unternehmen, die sich im digitalen Business international bewegen, sind auch die Akteure im e-Government! "Du kannst einen PC nicht bestechen." Der Spruch stammt vom Präsidenten des Landes, Toomas Hendrik Ilves, der gesund und munter 10 Jahre im Amt von Estland gedient hat.
Durch die Entkopplung der persönlichen "Austauschbeziehungen" zwischen der Verwaltung /Behörde und dem Bürger wird die Korruption erschwert. Bekanntlich stellt die Korruption einen signifikanten Kostenfaktor in einigen Ländern der Welt dar. Europa ist da nicht ausgenommen.

Drei Fälle gibt es, wo eine physische Präsenz des Bürgers in Estland (bei Amtsgeschäften) erforderlich ist: Die Hochzeit, die Scheidung und der Kauf von Immobilien.

Trotz dieser Erfolge, Estland ist ein kleines Land, das Schutz in der EU sucht und sich vor dem großen ehemaligen Bruder Russland fürchtet!


(Karte public domain)
Estland ist die nördlichste der drei baltischen Republiken und grenzt im Norden und Westen an die Ostsee, im Osten an die Russische Föderation und im Süden an Lettland.


Statistik 2016

Bevölkerung: 1,315.944 Mio.,
Fläche: 45,339 qkm
Hauptstadt: Tallinn
Staats-/Regierungsform: Republik, Parlamentarische Demokratie
Amtssprache: Estnisch
Bruttoinlandsprodukt (BIP): 20,5 Mrd. EUR (2015); 20 Mrd. EUR (2014)
BIP pro Kopf: 15.598 EUR (2015); 15.186 EUR (2014)
Wachstumsrate BIP: 1,1% (2015)
Inflationsrate: -0,5% (2015)
(Quelle: Auswärtiges Amt)


Portugal

Auf die Karte der Digitalisierung setzt auch ein anderes europäisches Land, das mit Hilfsprogrammen der EU, der EZB und des IWF unterstützt wird.

Auf dem diesjährigen BME Symposion Einkauf und Logistik in Berlin hat der portugiesische Minister für Wirtschaft, Manuel Caldeira Cabral, die Konzeption seiner Regierung zur deutlichen Verbesserung der wirtschaftlichen Lage des Landes skizziert. Der Technologie-Transfer und die Beseitigung von bürokratischen Hemmnissen sind auf der Agenda; mehrere Maßnahmen sind auf die entschlossene Digitalisierung des Landes abgestellt. Erfolge zeigen sich bereits: Die Investitionen haben um 6% gegenüber dem Vorjahr zugelegt, der Export zieht an, insbesondere nach Brasilien mit einem Plus von 17%. Für ein großes internationales Event, den Websummit, war Portugal dieses Jahr der Gastgeber. Vertreter waren 166 Länder mit 7000 CEOs. Das Treffen ist das größte seiner Art in Europa, fokussiert auf webgestützte Technologien und Innovation. In Portugal sind bereits mehrere deutsche Industrie-Unternehmen tätig, z.B. Bosch, Siemens, Daimler, Eberspächer, Volkswagen, Leica, die Franzosen sind mit PSA Peugeot, Citroën, und Renault vertreten. Webhelp, ein großes IT Outsourcing Unternehmen, hat ebenfalls eine starke Präsenz in Portugal.

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