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Leitthema: Einfluss der Lean-Kultur beim Erfolg des TPM /
Lean und seine positiven Aspekte auf die ProduktionStandortberichte: Slowenien (=> nur in der Member Confidential Area) Hochschulnachrichten: Anwendung der Wertstrommethode in der Reifenindustrie Thema: Die Herausforderungen ganzheitlich anpacken: Weiterbildung, Gesundheit Thema: Ganzheitliches Produktkostenmanagement Thema: Fabrik des Jahres
Leitthema:
Einfluss der Lean-Kultur beim Erfolg des TPM /
Lean und seine positiven Aspekte auf die Produktion
Miha Vedenik
Erfolg oder Misserfolg liegen bei der Einführung von Lean sehr eng zusammen. Jedes Unternehmen, das sich für die Einführung der schlanken Produktion entscheidet, hat vor sich die Aufgabe, nicht nur die richtigen Schritte zu unternehmen, sondern auch die Nachhaltigkeit der eingeführten Methoden zu gewährleisten. Man kann fast behaupten, dass jedes Unternehmen die schlanke Produktion anders startet. Wenn man die Lean-Kultur in ein Werk mit langer Tradition zu implementie-ren versucht, dann steht man vor ganz anderen Herausforderungen als wenn man Lean in ein "green field" Werk einfuhren will. Langjährige Gewohnheiten der Mitarbeiter können zu einem schweren Start für Lean werden, wenn man nicht die richtigen Impulse gibt. Die ersten Schritte sind die wichtigsten. Lean-Kultur ist keine Methode oder Instantlösung, die man im Internet finden kann. Lean-Kultur muss man selbst entwickeln. Jedes Werk ist ein Individuum und Werke in einem Konzern sind ein gutes Beispiel dafür: obwohl sie das gleiche Produktionssystem haben, haben sie andere Grundvoraussetzungen. Das beweist noch einmal, dass Lean-Kultur ein lebendiger, sich wandelnder Organismus ist.
Schulung und Organisation
In odelo Slovenija d.o.o. hatten wir die Möglichkeit, die Mitarbeiter über Lean von Anfang an intensiv zu schulen. Alle Mitarbeiter erhalten eine Schulung in Lean-Methoden. Mit diesem ersten Schritt haben wir erreicht, dass jeder Mitarbeiter mindestens die Lean-Grundlagen kennen lernt - obwohl die Mehrheit der Mitarbeiter noch nie eine schlanke Produktion oder eine Lean-Methode gesehen hat. Es ist sehr wichtig, dass alle Mitarbeiter von Anfang an so viel wie möglich miteinbezogen werden: sei es bei der Verantwortung für Ordnung und Sauberkeit oder beim Schreiben von Verbesserungsvorschlägen. Mitarbeiter, die zusätzliches Interesse für Lean zeigen, sind in die Lean-Organisation einbezogen: sie sind der Motor der schlanken Produktion in der Produktion selbst. Ohne motivierte Mitarbeiter in der Produktion, die sich täglich um die verschiedenen Methoden kümmern, kann man keine Lean-Kultur haben. Die Lean-Organisation soll in alle Abteilungen wachsen, sie soll nicht nur in der Produktion bleiben. Um eine Werks-Lean-Kultur zu bekommen, sind letztendlich alle Abteilungen, alle Zellen gefordert, ihren Anteil dazu zu geben.
Jeder im Werk sollte das Gefühl haben, ein Teil einer großen Geschichte zu sein; hier kommt auch die interne Lean-Werbung ins Spiel. Jede kleine Verbesserung sollte anerkannt und gelobt werden. So entsteht langsam eine gute Basis für eine starke Lean-Kultur; das macht sich vor allem bei verschiedenen "Workshops" bemerkbar wenn die verschiedenen Abteilungen das gleiche Ziel vor Augen haben. Reduzierung der Verluste: wenn man erkennt, dass die Mehrheit der Mitarbeiter die Grundprinzi-pien versteht, und sie das als ihre tägliche Arbeit verstehen, dann ist der Schritt zur Stabilisierung der schlanken Produktion die wichtigste Herausforderung.
Neue Herausforderungen
Um eine Lean-Kultur weiter zu entwickeln, ist es wichtig, sie immer weiter und mit neuen Herauforderungen zu fördern. Wenn Ordnung und Sauberkeit, Verbesserungsvorschläge und schnelles Rüsten normale Prozesse sind, dann ist es sinnvoll über TPM (Totale Produktive Instandhaltung) nachzudenken.
Wenn ein Unternehmen schnell wächst, ist es wichtig, dass der Maschinenpark stabil und effektiv läuft. Lean-Kultur in odelo Slovenija war vor seiner größten Herausforderung, der Einführung von TPM im Jahr 2010. Wir haben bemerkt, dass es sich nicht nur um eine Verbesserung des Instandhaltungssystems handelt, sondern auch um die Verbesserung der schon implementierten Methoden der schlanken Produktion mit Betonung der gesamten Lean-Kultur. Wir haben die be-stehenden Lean-Systeme ins TPM eingebaut und so ein effektives Team mit dem benötigten Antrieb für die Umsetzung der geforderten TPM Schritte gefunden. Unsere Lean-Organisation hat sich auf die geförderten Abteilungen vergrößert: vor allem die Instandhaltung ist bei allen Lean-Aktivitäten ein wichtiges Glied geworden. Unsere Herausforderung war es, alles in die bestehende Produktionsorganisation zu implementieren. Wir haben schnell bemerkt, dass wir ohne Anpassungen nicht den gewünschten Effekt bekommen werden. Deswegen haben wir die ganze Produktionsorganisation mit allen Abteilungen auf unsere TPM/ Lean Philosophie angepasst. Mit diesem Schritt haben wir den benötigen Auftrieb bekommen, alle TPM Anforderungen schnell und effektiv zur meistern. Wir haben für unser TPM von der ersten Besprechung bis zur internationalen Bestätigung der erfolgreichen Einführung der TPM Methode zwei Jahre gebraucht; die durchschnittliche Einführungszeit in solchen Werken beträgt vier bis fünf Jahre. Unsere Lean-Kultur mit der schnellen Anpassungsfähigkeit hat noch einmal gezeigt, dass wir die schlanke Produktion als ein Werkzeug für die Verbesserung unserer Konkurrenzfähigkeit sehen.
(Montagezelle) Positiv intern
Es stellt sich immer noch die Frage, ob sich die schlanke Produktion wirklich lohnt? Jedes Unternehmen will konkurrenzfähig sein und das kann man mit verschiedenen Prozessen gewährleisten. Unser Prozess zur Konkurrenzfähigkeit heißt Lean - die Zeit, die wir in die Lean-Kultur investiert haben, zeigt positive Resultate. Und unsere Kennzahlen beweisen das: unsere Produktion läuft stabiler, unsere Prozesse sind konstanter, die Organisation ist koordinierter und arbeitet zum gemeinsamen Ziel. Und das ist Konkurrenzfähigkeit. Wenn wir das TPM-Projekt als gesamt ansehen, haben wir die ein ROI (Return of invest) von mehr als 400% erreicht, die Instandhaltungskosten um 20% gesenkt, den OEE (Overall equipment effectivenes), gemessen durch die ganze Produktion, deutlich gesteigert. Es könnten noch mehrere Beispiele aufgezählt werden, aber das Wichtigste ist, dass wir eine starke Lean-Kultur entwickelt haben, die sich jeder Herausforderung, intern oder global, stellen kann und dabei auch erfolgreich ist.
odelo Slovenija d.o.o. ist ein Teil der odelo Gruppe, die seit mehr als 70 Jahren die Zukunft der Automotive Industrie mit- entwickelt. Wir sind der führende Entwickler der Heckleuchten und hochgesetzten Bremsleuchten. Die Qualität und Komplexität der Produkte mit der Zufriedenheit unserer Kunden gibt uns die Motivation, uns ständig zur verbessern. Hochentwickelte Leuchten produzieren wir für die Automobile Marken: Audi, BMW, Mercedes Benz, Porsche, Bentley, Ferrari, Opel, Rolls Royce, Volkswagen und andere.
Miha Vedenik , Leiter der Gruppe Lean Manufacturing hat das TPM Projekt geleitet bis zur der erfolgreichen Einführung (TPM Fabrik des Jahre 2012 International). Leiter der Lean Methoden / Organisation (5S, KVP, S.M.E.D., TPM, PDCA, KAIZEN, VSM) und Entwickler der Lean Kultur im Werk und in der odelo Gruppe.
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Hochschulnachrichten::
Anwendung der Wertstrommethode in der Reifenindustrie
Jan Engelmann, Master of Engineering
Im Rahmen der Abschlussarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Master of Engineering im Studiengang Maschinenbau-Produktionssysteme wurde der Produktionsbereich zur Heißrunderneuerung von Nutzkraftfahrzeugreifen der Laurent Reifen GmbH im Werk Oranienburg mit Hilfe der Wertstrommethode betrachtet.
Die Abschlussarbeit gliederte sich in zwei Abschnitte auf, der Wertstromanalyse mit der Erfassung und grafischen Darstellung des Ist-Zustandes und dem anschließenden Wertstromdesign, in dem auf der Grundlage der während der Wertstromanalyse erfassten Daten, Lösungen erarbeitete wurden, um den Wertstrom effizienter zu gestalten.
Ziel der Wertstromanalyse ist die Darstellung des Material- und Informationsflusses, sowie der Arbeitsabläufe des betrachteten Produktionsbereichs. Zur Erfassung des Ist-Zustandes wurden drei einfache aber sehr wirksame Methoden eingesetzt, um ein detailliertes Bild der Abläufe im Produktionsbereich zu erhalten. Über mehrere Arbeitstage wurden die Arbeitsabläufe an den verschiedenen Arbeitsstationen beobachtet. Ergänzend wurden die an den Arbeitsstationen tätigen Mitarbeiter zu den Arbeitsabläufen befragt. Um den Arbeitsaufwand der einzelnen Bearbeitungsprozesse bewerten zu können, erfolgten für jeden Fertigungsschritt Zeitaufnahmen nach REFA.
Zur Ermittlung der durchschnittlichen Durchlaufzeit und Zwischenzeiten wurden Laufkarten eingesetzt. Innerhalb von vier Wochen durchliefen 100 Laufkarten den Produktionsbereich von der Anlieferung der zu erneuernden Reifen in den Produktionsbereich bis hin zur Bereitstellung des vulkanisierten Reifens zur Abholung zur Produktendkontrolle. Die Produktionsmitarbeiter der verschiedenen Arbeitsstationen wurden angewiesen, auf die beiliegenden Laufkarten die Uhrzeit des Bearbeitungsbeginns zu protokollieren. Da der Produktionsdurchlauf der zu erneuernden Reifen zum Teil über mehrere Tage andauert, wurde zusätzlich das Datum der Bearbeitung vom Mitarbeiter auf der Arbeitskarte notiert. Das Ergebnis der Laufkarten ergab ein Bewegungsprofil des betrachteten zu erneuernden Reifens. Bei der Auswertung der Laufkarten wurde festgestellt, dass trotz der räumlich nah beieinander liegenden Arbeitsstationen die Dauer zwischen zwei Bearbeitungen oft über mehrere Schichten andauert und von Reifen zu Reifen starken Schwankungen unterliegt.
Das Zählen der Bestände im Produktionsbereich gab Aufschluss darüber, wie viele zu erneuernde Reifen sich in den verschiedenen Arbeitsbereichen durchschnittlich befinden. Zudem sollte in Erfahrung gebracht werden, inwieweit der Materialfluss in der Lage ist, die einzelnen Arbeitsstationen bedarfsgerecht mit Material zu versorgen. Daher wurden innerhalb von vier Wochen mehrmals täglich die Bestände zwischen den einzelnen Arbeitsstationen gezählt. Um die Daten bewerten zu können, wurden Stückzahlober- und untergrenzen für jeden einzelnen Puffer definiert. Ausschlaggebend für die Wahl der Stückzahlobergrenze war der zwischen den Arbeitsstationen für den Puffer zur Verfügung stehende Platz, welcher durch den vom Mitarbeiter benötigten Bewegungsraum jeweils begrenzt wird. Die Auswertung ergab, dass es in mehreren Bereichen regelmäßig zu Überschreitungen der Stückzahlobergrenzen kommt.
(Fotos von Jan Engelmann) Als grundlegendes Problem wurde festgestellt, dass die mechanische Verkettung, die zum Materialtransport zwischen den einzelnen Arbeitsbereichen als verbindendes Element fungiert, bei weiterem Wachstum nicht in der Lage ist, die kontinuierliche Versorgung der einzelnen Arbeitsstationen zu gewährleisten. Um die Kapazitäten des Produktionsbereichs in Zukunft effizenter nutzen zu können, erfolgt die Überarbeitung des Materialflusses mit der Einführung eines flexibleren Transportsystems, welches in der Lage ist die einzelnen Arbeitsstationen bedarfsgerecht mit Material zu versorgen, sodass die Tätigkeiten an den Arbeitsstationen von den Produktionsmitarbeitern beständig ausgeführt werden können. Als Weiteres erfolgt die Umstellung der Produktionssteuerung vom bisherigen Push-Prinzip zum Pull-Prinzip. Ausgehend vom letzten Produktionsprozess, der Vulkanisation, wird der Bedarf an zu bearbeitenden Materialien in dem der Vulkanisation vorgelagerten Arbeitsstationen reguliert. Ziel ist es, die Bestände im Produktionsbereich zu minimieren und somit die Durchlaufzeit signifikant zu reduzieren. Zur Freisetzung ungenutzter Kapazitäten im Produktionsbereich erfolgt die Überarbeitung der Arbeitsabläufe der Produktionsprozesse. Als Grundsatz dient die Philosophie der "Lean Production", Verschwendungen zu reduzieren und die wertschöpfenden Tätigkeiten zu stärken.
Die Neustrukturierung des Produktionsbereichs erfordert ein konsequentes Umdenken aller Beteiligten im Unternehmen. Es bietet jedoch die Möglichkeit, bisher ungenutztes Potential zu erschließen und freizusetzen.
Die Master-Thesis wurde vom Absolventen der Beuth Hochschule für Technik des Studiengangs Maschinenbau - Produktionssysteme, Herrn Jan Engelmann, in einem Zeitraum von fünf Monaten unter der Betreuung von Prof. Dr.Ing. Nicolas P. Sokianos sowie Dipl. Ing. von Cziczewski erstellt.
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Thema:
Die Herausforderungen ganzheitlich anpacken: Weiterbildung, Gesundheit
Dr. Michael Mielke, Kathrin Brandenburg
Berlin. Fachkräfte werden angesichts einer schrumpfenden und älter werdenden Bevölkerung in Zukunft knapper. Das Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (Bonn) geht z. B. davon aus, dass der allmähliche Personalrückgang bis zum Jahre 2050 dazu führt, dass die Zahl der verfügbaren Fach- und Führungskräfte um fast ein Viertel geringer sein wird als heute. Auch wird sich der Anteil älterer Mitarbeiter in den Firmen deutlich erhöhen. Vorausschauende Unternehmen planen auch deshalb ihren Personalbedarf viele Jahre im Voraus und entwickeln Maßnahmen zur Rekrutierung und Förderung qualifizierter Fachkräfte, darunter zunehmend Mitarbeiter 50plus. Mit ihrem ganzheitlichen Ansatz nimmt beispielsweise die zur KSPG-Firmengruppe gehörende Pierburg GmbH in Berlin die Herausforderung des demographischen Wandels in Angriff - und dies so vielschichtig, wie es die hochkomplexe Problematik verlangt.
Das Berliner Unternehmen der KSPG-Gruppe ist das Leitwerk für Drosselklappen und Aktuatoren, die am Standort entwickelt und hergestellt werden. Zur Kernkompetenz gehören die mechanische Bearbeitung und Endmontage (mit integrierten Funktionstests) von elektrischen und mechanischen Komponenten. Am Standort arbeiten derzeit insgesamt 344 Mitarbeiter, darunter rund 70 Ingenieure, zirka 150 Facharbeiter beziehungsweise Fachkräfte, 26 Auszubildende und 5 duale Studenten sowie rund 80 Produktionshelfer (Montierer und Maschinenbediener).
Um Mitarbeiter aller Altersklassen und Funktionsbereiche entsprechend zu fördern, hat man einen ganzheitlichen Ansatz entwickelt. Dieser umfasst im Wesentlichen eine vorausschauende Personal- und Nachfolgeplanung, die zielgruppengerechte Qualifizierung, die Nachwuchsförderung, das Wissens- sowie ein gezielt eingesetztes Gesundheitsmanagement. "Als Entwicklungs- und Produktionsstandort brauchen wir gut ausgebildete, leistungsfähige und motivierte Fachkräfte auf allen Hierarchieebenen. Auch müssen wir sicherstellen können, dass der richtige Mitarbeiter dauerhaft die richtige Stelle hat", ist Personalleiterin Kathrin Brandenburg überzeugt.
Mit einer Vorschau von fünf Jahren plant der (seit 1909 in Berlin ansässige) Spezialist für Schadstoffreduzierung seinen Bedarf an Fach- und Führungskräften. Dies ist aber nur ein Teil der Notwendigkeiten: "Unsere Aufgabe ist es, die Entwicklung des Personalbestandes genau zu verfolgen und daraus abzuleiten, was man tun muss, um die Leistungsfähigkeit des Standortes nicht nur zu erhalten, sondern auch zu steigern", sagt die 49-jährige Personalleiterin. Bei der Nachfolgeplanung gilt es zum Beispiel zu entscheiden, welche Ausbildungsberufe heute in das Ausbildungsportfolio aufgenommen werden müssen, um nach Abschluss der Ausbildung in dreieinhalb Jahren die richtigen Berufseinsteiger zu haben, oder wie viele duale Studenten in welchen Fachrichtungen ausgebildet werden sollen, um den in drei Jahren anstehenden Ingenieurbedarf decken zu können.
Brandenburg: "Zukünftig wird der Trend verstärkt zur Ausbildung von elektronischer bzw. mechatronischer Kompetenz gehen, weil sowohl unsere Produkte als auch unsere Anlagen heute zunehmend elektronische Komponenten haben. Schon heute lernen die Hälfte unserer 26 Auszubildenden den Ausbildungsberuf des Mechatronikers bzw. studieren dieses Berufsbild."
Der Berliner Standort der KSPG AG befasst sich darüber hinaus auch frühzeitig mit der Frage, welche Positionen frei werden und wie diese intern nach besetzt werden könnten. Werden geeignete Kandidaten identifiziert, evaluiert die Personalentwicklung, welcher Qualifizierungsbedarf für diese internen Kandidaten besteht. Die fehlenden Kompetenzen werden durch Trainings, aber auch durch Praktika in anderen Bereichen erworben. So haben beide Seiten Zeit festzustellen, ob die anvisierte Position und der Mitarbeiter zueinander passen, und ob gegebenenfalls weiterer Qualifizierungsbedarf besteht.
Stellen extern zu besetzen, ist eine weitere Herausforderung. Wie bei vielen Firmen in Deutschland verändert sich auch bei Pierburg-Berlin die Altersstruktur der Belegschaft. Das Durchschnittsalter liegt heute bei rund 44 Jahren, Auszubildende nicht inbegriffen. Die Stelle eines ausscheidenden Mitarbeiters wird nach wie vor in vielen Fällen durch eine neue Fachkraft mittleren Alters ersetzt.
"Es wird allerdings schwieriger, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Wir wissen jedoch, dass in den nächsten Jahren Fachkräfte altersbedingt ausscheiden wer-den. Die Konsequenz daraus ist, dass wir zum einen immer mehr Aufwand in die Ausbildung und Rekrutierung stecken, zum anderen uns aber auch bei der Nachfolgeplanung für alle Altersgruppen öffnen müssen. Somit geraten auch 45- bis 55-jährige Mitarbeiter stärker in den Fokus der Besetzungsplanung", erklärt Dr. Michael Mielke, Leiter der BU Aktuatoren und Leiter des Standortes Berlin.
Der 48-jährige Standortchef ist überzeugt, dass ältere Mitarbeiter mit ihrem Wissen und ihrem Erfahrungsschatz wertvoll für das Unternehmen sein können und für jüngere Mitarbeiter durchaus eine Vorbildfunktion haben. Um den Wissenstransfer von älteren an jüngere Mitarbeiter zu fördern und zu begleiten, wurde 2008 am Standort das Konzept des moderierten Wissensmanagements eingeführt.
Aber nicht nur das ist ein Thema. Dr. Mielke ergänzt: "Im Zuge unserer weiter zunehmenden Internationalisierung ist es erforderlich, auf allen Beschäftigungspositionen Mitarbeiter zu qualifizieren und für neue beziehungsweise geänderte Aufgaben vorzubereiten. Dies gilt nicht nur für unsere Funktion als Leitwerk, sondern auch für die längerfristige Entsendung von Mitarbeitern zu Auslandsstandorten."
So werden im Zuge der Gründung neuer Auslandsstandorte, zum Beispiel in der Volksrepublik China, Einrichter oder Qualitätsmanager vor Ort benötigt. Daher werden zunehmend inter-kulturelle Trainings auch für diese Zielgruppe angeboten.
Eine Voraussetzung für den erfolgreichen Know-how-Trans-fer des Wissensgebers an den Wissensnehmer ist, dass der Geber bereit ist, sein Wissen auf dem aktuellen Stand zu halten beziehungsweise zu erweitern. Das Konzept des lebenslangen Lernens als Teil des Wissensmanagements wird daher konsequent umgesetzt.
Kathrin Brandenburg: "Neben jährlichen Qualifizierungsgesprächen mit dem Ziel, den individuellen Qualifizierungsbedarf zu ermitteln und Feedback zu geben, organisieren wir abteilungsinterne Workshops, so genannte Lernstätten, zu verschiedenen Themen. Dabei kann es um organisatorische Fragen gehen, zum Beispiel, wie man Aufgaben verteilt oder Produktionsabläufe optimiert. Indem sich Mitarbeiter mit bestimmten Themen intensiv auseinandersetzen und offen darüber diskutieren, werden sie dafür sensibilisiert, ihr Wissen auszutauschen. Neben einer offenen Feedback-Kultur werden vor allem der Wissenszuwachs und das Lernen von den Besten gefördert."
Darüber hinaus werden für alle Altersgruppen regelmäßig fachliche Weiterbildungen organisiert, die für einen Produktions- und Entwicklungsstandort notwendig sind. Die engagierte Personalchefin erläutert: "Unsere Anlagen sind heute wesentlich stärker computergesteuert. Gerade für ältere Mitarbeiter kann es mitunter herausfordernd sein, sich an neue Produktionsprozesse und Techniken zu gewöhnen. Umso wichtiger ist es, sie damit vertraut zu machen." Ein weiterer wichtiger Baustein des ganzheitlichen Ansatzes ist das Gesundheitsmanagement, das vor dem Hintergrund steigender Produktivitätsanforderungen u. einer zunehmenden Leistungsverdichtung heute eine bedeutende Rolle spielt. Auch führt längere Lebensarbeitszeit dazu, dass Gesundheit länger erhalten werden muss. Pierburg-Berlin setzt dabei vor allem auf präventive Maßnahmen: Beispielsweise werden Trainingsflächen für Entspannungs- und Fitnesskurse in Kooperation mit Fitnessstudios zur Verfügung gestellt. Für Auszubildende werden Gesundheitstage zu verschiedenen Themen, z. B. Bewegung und Rückengesundheit oder Stressbewältigung und Entspannung, angeboten. "Je früher ich bei jungen Menschen mit der Prävention anfange, um so effektiver ist es", ist sich die Personalleiterin, die seit sieben Jahren in dieser Funktion am Standort arbeitet, sicher. Raucherentwöhnungsprogramme sind ein weiteres, altersunabhängiges Angebot. Um Suchtproblemen, zum Beispiel der Alkohol- oder Mediensucht, und der Langzeitüberlastung "Burn Out" vorzubeugen, nehmen alle Vorgesetzten regelmäßig an entsprechenden Schulungen teil mit dem Ziel, "Alarmsignale" rechtzeitig zu erkennen und fachgerecht damit umzugehen. Die ergonomische Gestaltung der Arbeitsplätze und die Schaffung eines räumlichen und sozialen Umfelds mit hellen Produktionshallen und Büros sollen darüber hinaus zum Gesundheitserhalt beitragen. Noch einmal Dr. Mielke: "Die Mitarbeiter sind unsere wichtigste Ressource, und die Anforderungen steigen ständig weiter. Weder Gesundheit noch Qualifizierung und Wissen sind ein Selbstläufer. Daher setzen wir uns mit diesen Themen intensiv auseinander und haben entschieden, verstärkt in diese Bereiche zu investieren."
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Thema:
Ganzheitliches Produktkostenmanagement
Dr.-Ing. Dipl.-Wirt. Ing. Sascha Schuth
Die gezielte Senkung von Produktkosten ist ein Aufgabenfeld, das nahezu alle Unternehmen des produzierenden Gewerbes bereits seit vielen Jahren als einen der entscheidenden Wettbewerbsfaktoren erkannt haben. Umso erstaunlicher also, dass kürzlich in einer Umfrage mehr als 70 % der Unternehmen ihre eigene Leistung in diesem Bereich selbst als unzureichend bezeichneten. Dies liegt zum Einen nicht selten daran, dass das Produktkostenmanagement nicht in die Geschäftsprozesse integriert ist. Zum Anderen wird oftmals zu spät im Produktentwicklungsprozess damit begonnen, Produktkosten gezielt zu reduzieren. Und schließlich mögen dafür oftmals auch die notwendigen Methoden und Hilfsmittel fehlen.
Ein ganzheitliches Produktkostenmanagement muss den kompletten Produktlebenszyklus in den Blick nehmen - von der Ideengenerierung über die Markteinführung bis hin zum Auslauf. Dafür gibt es vier wesentliche Handlungsfelder:
- Methoden: Zur vollständigen Ausschöpfung der Potenziale zur Reduzierung von Produktkosten existiert eine Vielzahl von Methoden, mit denen sowohl kommerzielle als auch technische Hebel bedient werden können (Bild 1). Wichtige Elemente aus diesem Methodenbaukasten sind z. B. die Produktwertgestaltung und die Zielkostenkalkulation. Auch die kritische Analyse der Produktspezifikationen kann ein Schlüssel zum Erfolg sein; gerade hierfür hat sich die Zerlegung und das Kosten- und Leistungs-Benchmarking von Wettbewerbsprodukten als äußerst zielführend erwiesen.
(Zielkostenkalkulation)
- Prozesse: Im Mittelpunkt dieses Handlungsfelds steht die Einbindung des Produktkostenmanagements in die Produktentwicklungs- und -pflegeprozesse. Hierzu ist eine klare Definition und Zuordnung von Verantwortlichkeiten und Abstimmungspunkten erforderlich; gleiches gilt für die in den einzelnen Phasen des Entwicklungsprozesses einzusetzenden Methoden. Zudem muss ist die Prozessgestaltung sicherstellen, dass sich die Entwicklungsbereiche, aber auch die technischen und kommerziellen Funktio-nen intensiv miteinander abstimmen.
- Strukturen: Häufig sind die Verantwortlichkeiten die Produktkosten nicht klar definiert und über die Unternehmensorganisation verteilt. Wir empfehlen daher, eine eigene Organisationseinheit zu bilden, die ein Produkt über seinen ganzen Lebenszyklus inhaltlich und methodisch begleitet und so die Technik und den Einkauf nicht nur bei der Ideengenerierung unterstützt, sondern auch bei der Potenzialrealisierung. Eine solche Organisationseinheit sollte sich als interner Berater verstehen; die Verantwortung für die spezifische Zielerreichung sollte also weiterhin in den Fachabteilungen liegen. Dazu ist es wichtig, zu jedem Zeit-punkt des Produktlebenszyk-lus Informationen über die ak-tuellen Produktkosten verfügbar zu haben.
- Ressourcen: Ein Erfolgsfaktor bei der Reduzierung von Produktkosten ist die Auswahl der eingesetzten Ressourcen. Zunächst ist eine interdisziplinäre Besetzung erforderlich aus Produktentwicklung, Einkauf, Produktmanagement und Vertrieb. Zum Anderen ist auch darauf zu achten, dass unbefangene Ideen mit eingebracht werden, entweder durch Mitarbeiter aus anderen Produktbereichen, am besten aber durch externe Experten, die Fachkompetenz und Wissen aus anderen Industrien beisteuern können.
Die Einführung eines solchermaßen ganzheitlichen Produktkostenmanagements führt in der Regel zu signifikanten wirtschaftlichen Erfolgen: Für bestehende Produkte werden oftmals Einsparungen von bis zu 10 % erreicht; bei neuen Produktentwicklungsprojekten können nachweislich Einsparungen von bis zu 20 % realisiert werden.
Zur Bearbeitung des aktuellen Produktspektrums wird oft unbefangene externe Unterstützung eingesetzt. Sobald aber der Fokus auf der Begleitung von Neuprodukten liegt, sind meist die intern verfügbaren Ressourcen ausreichend, und externe Unterstützung ist nur noch für spezifische Fachfragen notwendig. Erfolgreiche Beispiele für diese Konzepte finden sich in der Automobilindustrie und im Maschinenbau, aber auch im Bereich Haushaltsgeräte und in der Medizintechnik.
Dr.-Ing. Dipl.-Wirt. Ing. Sascha Schuth, Geschäftsführer der 3C GmbH, die sich - in Kooperation mit ihrem Schwesterunternehmen MANAGEMENT ENGINEERS - als Komplettanbieter im Bereich Produktkostenmanagement positioniert hat.
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Fabrik des Jahres
Prof. Dr.-Ing. Nicolas P. Sokianos
Der Süddeutsche Verlag mit dem Verlag Moderne Industrie und der Zeitschrift Produktion hat zum 21-mal Top Leute aus der Produktion in Leipzig eingeladen, um hervorragende Konzepte der Produktion auszuzeichnen. Die Aktion ist von ATKearney begleitet und geleitet worden. Über 300 Teilnehmer hatten sich zwei Tage Zeit genommen, um das Beste zu sehen und zu diskutieren.
Einleitend hat Herr Eduard Altmann, Chefredakteur der Zeitschrift Produktion, einige kernige Fragen gestellt, z.B. was kommt nach Lean Production? Und auch, ob es einen Zusammenhang gäbe zwischen der durch Lean Production generierten Leistungsverdichtung und steigenden Krankenständen.
Unumstritten ist der gestiegene Stellenwert der Produktion für die Volkswirtschaften in Europa. Effizienz braucht "Lean". Deutschland mit seinem Industrieanteil von ca. 25 % am BIP ist auch deswegen relativ gut durch die Krise gekommen, weil es eine starke und wettbewerbsfähige Produktion hat, gefolgt von Italien mit 18%, Frankreich und England liegen bei ca. 12% des Brutto-Inland-Produktes.
Preisträger waren dieses Jahr die MDC GmbH in Kölleda, Thüringen, eine 100% Tochter von Mercedes (Motorenwerk), B. Braun Melsungen (Medizintechnik) sowie Knorr Bremse, das ungarische Werk am Standort Budapest, das größte in der Gruppe Bahn/Schiene.
(Stellvertretender Werkleiter, Dipl.Ing. Tivadar Tavaszi, Knorr-Bremse, Werk Ungarn)
AT Kearney (Herr Jordan) hat zur Einstimmung der Teilnehmer einige kommende Entwicklungen skizziert: China wird in zwei Jahren der größte Robotermarkt der Welt sein, Reindustrialisierung in Europa tut Not, KVP Verbesserungen von 5% bis 10 pro Jahr sind drin, schlank 1 zu 3, (indirekte zu direkte Mitarbeiter), ein Problem sind die lokalen Optimas zu Lasten des Ganzen in einigen Unternehmen, 30 % Schwankung, sprich Einbruch, sollten Produzenten aushalten können, Schockresistenz ist angesagt!
Die OPPORTUNITÄTSKOSTEN, die sollte man nicht vergessen, wenn man lieferfähig sein will, Venture Capital verändert das Bild in einigen Industrien, der Trend dürfte zunehmen.
MDC Power, Fabrik des Jahres(Motorenwerk): Herr Breitschwerdt, GF, hat schon recht radikale Ansätze umgesetzt, mit massiven Outsourcing, von 1400 Mitarbeitern sind ca. 500 bei Dienstleistern, die machen die Logistik und die Instandhaltung, die Arbeitszeitkonten umfassen 700 Stunden, 20% Volumenflexibilität ist möglich, ohne Mehrkosten.
Green Production in Kölleda, Thüringen, wird umgesetzt über eine Biogas Anlage, die Wärme für die 1400 MA liefert. Stabile Prozesse: das ganze Werk ist in 380 Prozesse definiert, diskutiert und beschrieben, nicht konfliktfrei, "wir bauen jeden Tag das Soll, sagt Breitschwerdt, in 48 verschiedenen Schichtmodellen, der Personalbereich garantiert, dass ein geeigneter Mitarbeiter innerhalb von 45 Minuten da ist (über die Zeitarbeitsfirmen). Zum Jahresanfang können wir unsere Zielverschärfung fixieren, Maßnahmen werden gleich in Angriff genommen.
Kerngeschäft ist die Produktion (Fertigung und Montage). Auf meine Frage, warum externe Instandhalter eingesetzt wer-den, wo dies in anderen Werken von Mercedes nicht üblich ist, kam die Antwort: "Diese Instandhalter kommen auch in der Nacht, um SOLL gleich IST sicherzustellen, sonst haben die Abschläge in der Entlohnung."
B. Braun, Herr Hans-Dieter Fröhlich: Gruppenarbeit und ausgeprägtes KVP Verhalten, kennzeichnet das Produktionssystem. auf Basis einer sehr hohen Fertigungstiefe! Die Beherrschung von Prozess und Produktion, eine weltweite Vernetzung und Kompetenz in Schlüssel-Technologien, die das Unternehmen selber entwickelt, sind wesentliche Aspekte. Mehrfachqualifikation wird gefordert, Job Rotation auch, für jeden Mitarbeiter wird ein Qualifizierungsplan erstellt.
Die Mitarbeiter bekommen Tarifentgelt mit einer Prämie bis zu 30%, abgeleitet aus der Zielerreichung. Ein Vertrag, der betriebsbedingte Kündigungen ausschließt und 104 h unbezahlte Mehrarbeit einschließt, gibt Sicherheit, die Fluktuation ist unter 2%, Gruppenziele werden alle sechs Monate vereinbart.
Produktionsstandorte:
Vietnam, Frankreich, Melsungen, Brasilien.
Voraussetzung ist ein standardisiertes, globales Produkt. Für das installierte Produktionssystem gilt, weniger ist mehr. Betriebsvereinbarungen und zuverlässige Mitarbeiter sind wichtige Stabilitätsbedingungen, auf die bei B. Braun Wert gelegt wird. Die Personalkosten wurden in den letzten fünf Jahren um 40% gesenkt, Abschreibungen wurden deutlich reduziert.
..... Der Bericht wird in der nächsten Ausgabe fortgesetzt ......
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